
Quelle: Ratinger Wochenblatt vom 25. August 2011
Nach langen Verzögerungen ist es in sechs Wochen endlich so weit:
Bis dahin müssen noch diverse Mängel rund ums Bauwerk beseitigt werden
Am 10. Oktober wird die Brücke Lintorf eingeweiht
Von Egon Schuster
Ratingen-Lintorf. Seit Monaten überspannt sie den Blyth-Valley-Ring und die Gleise der Westbahn, inzwischen wachsen sogar schon die Bäume in der Böschung, doch bis das erste Auto über die neue Brücke im Lintorfer Süden fahren wird, werden noch etliche Wochen vergehen. Immerhin steht jetzt der Einweihungstermin fest: Am 10. Oktober wird Bürgermeister Harald Birkenkamp den Verkehr offiziell freigeben. Das teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage der Wochenblatt-Redaktion mit. Grund für die weiteren Verzögerungen sind noch zu erledigende „Endarbeiten“, wie die Verwaltung vage formuliert. Auch die Abnahme der Brücke stehe noch aus. Offenbar gibt es noch Mängel rund um das Bauwerk. Einer war am Dienstag dieser Woche deutlich sichtbar. Der Geh- und Radweg unterhalb der Brückenböschung auf der östlichen Seite war vollkommen überflutet und nicht passierbar. Den Grund für den schlechten Wasserablauf kennt die Verwaltung noch nicht.
Das geht jedenfalls aus einer Antwort des Tiefbauamtes auf eine Anfrage der Bürger-Union hervor. Detlef Czoske, sachkundiger Bürger der BU im Bezirksausschuss Lintorf, hatte den neuen See entdeckt und fotografiert. Es ist nicht der erste Vorstoß der BU in dieser Angelegenheit. Czoske erinnert den zuständigen Sachbearbeiter im Tiefbauamt daran, dass er bereits Ende April auf Überflutungen hingewiesen habe. Schon damals konnte man sich das Phänomen im Amt nicht erklären, nahm es aber auf die leichte Schulter. Gerade weil man wisse, dass der Boden an dieser Stelle ziemlich dicht ist, habe man die Versickerungsanlage für die befestigte Straßenfläche besonders großzügig ausgelegt. Das scheint aber nicht ausgereicht zu haben. Jedenfalls war der Weg am Dienstag selbst zwölf Stunden nach den nächtlichen Regenfällen noch auf einer Länge von mehr als 100 Metern überflutet.
Im Amt ist man, vielleicht auch wegen des Urlaubs zuständiger Mitarbeiter, immer noch ratlos. Zwar ist inzwischen „die Problematik des überfluteten Geh- und Radweges hier bereits bekannt“, teilt man Czoske mit, aber nach einer „technisch sinnvollen und kostengünstigen Ausführungs¬variante, die künftige Überflutungen verhindern soll“, wird immer noch gesucht.
Woran es mit der Endabnahme im Detail noch hapert, verrät die Bauverwaltung auch nicht. Bekannt ist allerdings, dass der Bau mit großer Verspätung fertig wird und am Ende auch die geplanten Kosten deutlich überschritten werden. Die Ursache der ersten Verzögerung im letzten Jahr lag bei der Deutschen Bahn AG, die einen zunächst vereinbarten Termin für den Brückenschlag kurzfristig um drei Monate verschob. Weil für diese Arbeiten der Zugverkehr ruhen musste, war das für die Bahn organisatorisch nur schwer zu bewerkstelligen. Allein dadurch stiegen die Kosten. Wer sie am Ende zu tragen hat, ist noch unklar. Und in diesem Jahr geriet am Ende der Bauablauf ins Stocken. In den verbleibenden sechs Wochen werden die Schwierigkeiten aber hoffentlich aus dem Weg geräumt.
Während Autofahrer die Brücke wohl einheitlich herbeisehnen, wird sich mancher Fußgänger und Radfahrer aus der Tiefenbroicher Siedlung weniger freuen. Er wird fortan einen Umweg von gut 150 Metern gehen müssen, der zudem mit einer Steigung von bis zu sechs Prozent verbunden ist. Es hat in letzter Zeit eine wachsende Zahl von Bürgern gegeben, die sich für fußgängerfreundliche Lösungen an Brücken stark gemacht haben. In Hösel und im Zusammenhang mit der geplanten Unterführung am Konrad-Adenauer-Platz waren die Initiativen auch erfolgreich. Zum S-Bahnhof Hösel wird nun eine weniger steile Rampe gebaut (siehe nebenstehende Meldung), und die Unterführung in Lintorf-Mitte wird so umgeplant, dass die Fußwege deutlich höher als das Fahrbahnniveau geführt werden. Im Ergebnis stehen Steigungen von drei bis vier Prozent.
Für die Tiefenbroicher Straße ist aber keine Lösung in Sicht. Der Vorschlag eines Bürgers, einfach die Fußgängerschranke in Betrieb zu lassen, wäre sicherlich eine praktisch sinnvolle Lösung, wie auch Verkehrsplaner Rüdiger Schlothane vom städtischen Planungsamt freimütig einräumt. Allein: Sie ist rechtlich so gut wie ausgeschlossen. Die Stadt hat einen Vertrag mit der Deutschen Bahn, und der sieht die komplette Beseitigung der Schranken vor. Gemäß Eisenbahnkreuzungsgesetz ist dies auch die Voraussetzung für die Zahlung hoher Zuschüsse. Eine entsprechende Lösung wäre also allenfalls über Berlin zu erreichen, realistisch ist sie nicht.
Spätestens sobald die Brücke befahrbar ist, muss auch die südliche Seite der Tiefenbroicher Straße zwischen Blyth-Valley-Ring und Hülsenbergweg umgestaltet werden. Weil dort wegen der einmündenden Brückenrampe künftig weit mehr Fußgänger und Radler als bisher unterwegs sein werden, wird der Fuß-/Radweg deutlich verbreitert – für ein paar Jahre als Provisorium, nach Fertigstellung der Westumgehung Lintorf (mit Unterführung Konrad-Adenauer-Platz) dann endgültig.