
Vor der Stichwahl: Der Amtsinhaber (CDU) konnte jeden der 24 Wahlbezirke klar für sich gewinnen.
VON NORBERT KLEEBERG
RATINGEN | Es ist eine spannende Lektüre und kein dröger Lesestoff: Der aktuelle Wahlbericht der Stadt weist in seiner Analyse viele interessante Aspekte auf. In Ratingen bewarben sich sieben Kandidaten um das Bürgermeisteramt, so viele wie nie zuvor bei einer Bürgermeisterwahl. Von den sechs Bewerbern, die den Amtsinhaber Klaus Konrad Pesch (CDU) herausforderten, stellten sich Christian Wiglow (SPD) und Manfred Evers (Einzelbewerber) bereits 2009 dem Votum der Wähler.
Die Befürchtung, dass die seit Jahren sinkende Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen unter dem Einfluss von Corona einen neuen Tiefpunkt erreichen würde, bestätigte sich nicht. Mit 55,0 % kam es sogar zur zweithöchsten Wahlbeteiligung bei einer Bürgermeisterwahl (2004: 55,7 %). Gegenüber der Vorwahl ist ein Anstieg um 3,2 Prozentpunkte zu verzeichnen. Der erste Wahlgang brachte noch keine endgültige Entscheidung.
Pesch (CDU) vereinte 16 433 Stimmen auf sich, 3092 weniger als im Wahljahr 2014, in dem er von vier Parteien nominiert worden war.
Für die absolute Mehrheit reichte es dennoch nicht. Der Stimmenanteil liegt bei 41,5 %. Gegenüber seinen Herausforderern konnte er sich deutlich absetzen. Rainer Vogt (Bürger Union) erreichte mit 7490 Stimmen 18,9 % und wird am 27. September in der Stichwahl gegen den Amtsinhaber antreten.
Bei den vier vorhergehenden Bürgermeisterwahlen kam es zuletzt im Jahr 2004 zu einer Stichwahl zwischen den Kandidaten der CDU und der Bürger Union. Der Vorsprung des Kandidaten der CDU betrug damals 6,9 Prozentpunkte. Pesch zieht nun mit einem Vorsprung von 22,6 Prozentpunkten in diese Stichwahl ein.
In den Wahljahren 1999 und 2014 wurde die absolute Mehrheit der gültigen Stimmen bereits im ersten Wahlgang erreicht. Im Jahr 2009 reichte die relative Mehrheit aus, um das Amt des Bürgermeisters antreten zu können.
Pesch konnte im Jahr 2020 jeden der 24 Wahlbezirke klar für sich gewinnen. Die absolute Mehrheit erhielt er in zwei Wahlbezirken (7200 in Homberg und 7190 in Breitscheid). In weiteren zwölf Wahlbezirken erzielte er Stimmenanteile von mehr als 40 %, und in zehn Wahlbezirken votierten jeweils ein Drittel der Wähler für ihn als Bürgermeister. Vogt gelang es, in sieben Wahlbezirken die 20 %-Marke zu überschreiten. Sein höchstes Ergebnis verzeichnete er mit 26,9 % im Wahlbezirk 7220 in Hösel/Eggerscheidt. Einen ähnlich hohen Zuspruch erhielt er in den Wahlbezirken im Zentrum (7010, 7060 und 7070). In acht Wahlbezirken, darunter in Ratingen West und in Tiefenbroich, wurde er von Christian Wiglow (SPD) überholt.
Über das Ergebnis bei der Bürgermeister-Wahl ist die Bürger Union nach eigenen Angaben stolz. Denn mit Rainer Vogt habe es die BU nicht nur geschafft, den amtierenden Bürgermeister in die Stichwahl zu zwingen, sondern man konnte sich auch gegen die weiteren fünf Gegenkandidaten durchsetzen, zu denen auch die mit hohen Erwartungen angetretenen Kandidaten von SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne gehörten. Die BU werde nun um jede Stimme kämpfen mit dem Ziel, den Amtsinhaber abzulösen.
Die SPD Ratingen spricht keine Wahlempfehlung für die Stichwahl aus. Das haben einstimmig Parteivorstand und die Ratsfraktion beschlossen. Damit liege der Ball im Spielfeld der Bürger. Die Wähler sind nach Ansicht der SPD mündig genug, um unter den beiden Bewerbern zu schauen, wer die Themen, die ihnen wichtig sind, am glaubwürdigsten und kompetentesten vertreten kann.
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