
Herrn
Patrick Anders
Minoritenstr. 2 - 6
40878 Ratingen
15.12.2025
Schriftliche Anfrage zu TOP 18 der Ratssitzung am 16.12.2025
Vorlage 317/2205
Entwicklungsperspektiven des Ratinger Schullandheims MüllenbornSehr geehrter Herr Anders,
im HAFA vom 09.12.2025 war das Schullandheim Müllenborn Gegenstand der Beratung (Vorlage 317/2025, TOP 13a). Der Bedarf des Schullandheims ist im Antrag auf finanzielle Unterstützung des Trägervereins plausibel dargestellt. Er beläuft sich auf eine Summe von 124.500€ für das Jahr 2026.
Grundsätzlich erscheint das Engagement des Schullandheim-Verein Ratingen e.V. sehr löblich, insbesondere die Einbringung von Eigenleistungen und Einwerbung von Spenden. Dennoch sind diese Leistungen ganz offenbar nicht geeignet, den Verein nachhaltig zu finanzieren. Der Ausblick auf das Jahr 2026 weist aus, dass mit höheren Einnahmen aus Übernachtungen vorläufig nicht gerechnet wird. Richtig gesehen wird unseres Erachtens ein anhaltendes Absinken der Übernachtungszahlen bedingt durch die
Corona-Epidemie, die u. a. zu einer Verringerung der Schulfahrten überhaupt und der Belegungstage pro Fahrt geführt hat. In dieser Situation steht das Schullandheim ausweislich der Darstellung des Trägervereins in starker Konkurrenz zu den Jugendherbergen des DJH. Diese Konkurrenz dürfte kaum abnehmen, da die Reichweite der DJHWerbung von einem einzelnen Träger nicht erreicht werden kann. Zusätzlich lässt der Träger in seinem Schreiben vom 05.11.2025 an Sie durchblicken, dass der Kostendruck
mittel- und langfristig anhalten dürfte und zusätzlich das Risiko besteht, „dass die Maßnahmen teilweise scheitern“ (ebenda S. 2 o).
Bei aller Sympathie für das Projekt Schullandheim Müllenborn und die dahinterstehenden Menschen ist zu fragen, welchen Vorteil die Stadt Ratingen aus einem fortgeführten Engagement in diesem Projekt ziehen kann. Leider weist die Homepage des Vereins (im Gegensatz zu allen Jugendherbergen) kein Preis- und Leistungsverzeichnis aus. Es steht zu vermuten, dass dessen Niveau in etwa der Preisstellung der Jugendherbergen entspricht. Der Brief des Trägers lässt keine Rabatte für Ratinger Schulen, Vereine usw.
erkennen. Es gibt also keine erkennbaren finanziellen Anreize, die die Zuschüsse der Stadt Ratingen bei Buchungen Ratinger Schulen kompensieren würden. Auch geht das Angebot des Schullandheims Müllenborn qualitativ in keiner Weise über das einer durchschnittlichen Jugendherberge hinaus.
Wenn diese Erkenntnisse zutreffend sind, gibt unsere Kommune aktuell rund 100.000 Euro für ein Projekt aus, aus dem die Bürgerschaft weder materiell noch ideell einen Vorteil zieht. Ein Abebben des Subventionsflusses nach Gerolstein ist ebenfalls kaum zu erwarten, wie der Trägerverein selbst einräumt.
Die Nachfrage Ratinger Schule und Vereine nach Übernachtungen in Müllenborn scheint eher gering zu sein. In Gesprächen mit Lehrern Ratinger Schulen wurde zu unserer Überraschung deutlich, dass viele Entscheidungsträger in Unkenntnis des Angebotes unser Schullandheim überhaupt nicht „auf dem Schirm“ haben. Dies gilt insbesondere für die Ratinger Schulen in Kreisträgerschaft.
Hinzu kommt, dass sich das Buchungsverhalten insbesondere der Gymnasien schon seit Jahren grundsätzlich dergestalt verändert hat, dass die Mittelstufenfahrten in der Regel Skifreizeiten sind und Müllenborn somit leer ausgeht. Fahrten am Ende der Orientierungsstufe werden auch aus Kostengründen oft in Jugendherbergen in der Nähe Ratingens verbracht, da damit der sehr teuer gewordene Bustransfer entfällt.
Zusammenfassend müssen wir leider konstatieren: Das Angebot des Schullandheims Müllenborn könnte ohne Aufpreis und Qualitätsverlust auch von einer Vielzahl von Jugendherbergen erbracht werden.
Daher bitten wir die Verwaltung um eine Aussage zum perspektivisch weiteren Engagement der Stadt in diesem Projekt, namentlich vor allem zu den nachstehenden Fragen:
1) Sieht die Verwaltung eine belastbare Perspektive für eine nachhaltige wirtschaftliche
Gesundung des Trägervereins ohne einen permanenten Zuschuss unserer
Kommune?
2) Wie schätzt die Verwaltung die Möglichkeit ein, die Zielgruppen für unser Schullandheim
so zu verbreitern, dass die Belegungsquote deutlich gesteigert und
damit das wirtschaftlich dauerhaft negative Ergebnis korrigiert werden kann?
3) Welchen Nutzen zieht die Stadt Ratingen in einer Kosten-/Nutzen-Abwägung aus
einer Fortführung des Projekts?Mit freundlichen Grüßen
Rainer Vogt Roland Loos
Fraktionsvorsitzender Ratsmitglied