
aus der
Westdeutschen Zeitung vom 20. Mai 1011:
(Unsere Anfrage vom 27. März 2011 mit dem Titel "Wartehäuschen an den Haltestellen entlang der Rheinbahnlinie 712" finden Sie hier)
Bahn-Service hat Verspätung
Von Joachim Dangelmeyer
Eigentlich sollten die Arbeiten an der Linie 712 bis April abgeschlossen sein. Doch nicht nur die neuen Wartehäuschen lassen auf sich warten.
Ratingen. Hochmoderne Wartehäuschen mit Rundumverglasung, dynamische Fahrgastinformationen und statt Schotterbett ein elegantes Rasengleis: Der Umbau der Straßenbahnlinie 712 sollte die Strecke und Haltepunkte nicht nur technisch auf den aktuellen Stand bringen, sondern auch optisch.
Bis April, so wurde im Herbst vergangenen Jahres versprochen, sei alles fertig. Von den Versprechungen ist keine Spur zu sehen, hat Alfred Dahlmann, Ratsmitglied der Bürger-Union, moniert. Im Gegenteil: Statt moderner, verglaster Unterstände stehen auf klotzigen, holzverschalten Betonsockeln Wartehäuschen aus grauem Metall, die mit Graffiti verunstaltet und „als Müllabladeplätze missbraucht würden“. Zudem seien die Häuschen von der Fahrbahnseite nicht einsehbar. Dahlmann: „Alle Fraktionen kämpfen überparteilich gegen Angsträume in Ratingen, die Rheinbahn hingegen hat vier neue Angsträume geschaffen.“
Die Blechhäuschen sind laut Rheinbahn nur Provisorien
In seiner Antwort versucht das Planungsamt der Stadt, die Wogen zu glätten: Die Wartehäuschen aus Blech seien Provisorien, die nach Auskunft der Rheinbahn jetzt gegen die modernen Wartehallen ausgetauscht würden. Es sei von vornherein geplant gewesen, die gleichen Glas-Stahl-Konstruktionen wie auf Düsseldorfer Stadtgebiet aufzustellen.
Die dynamische Fahrgastinformation könne erst Anfang Juni installiert werden. Grund: Es muss erst von Düsseldorf her noch ein Kabelkanal verlegt werden. Dort werde jetzt erst mit den Arbeiten begonnen, weil wegen des Eurovision Song Contest im ganzen Stadtgebiet ein Baustopp verhängt war.
Die größten Verzögerungen gibt es bei dem geplanten Rasengleis, für das die Stadt Ratingen selbst tief in die Tasche greift. Im Winter hat sich auf einem Streckenabschnitt in Düsseldorf durch den strengen Frost die Rasenfläche um rund zehn Zentimeter angehoben – bis auf Gleisniveau. „Die Sicherheitsbretter unter den Rädern haben sich darin festgefahren. Wir mussten die Gleise in diesem Abschnitt frei fräsen“, erklärt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.
Verzögerung auch durch längere Lieferzeit eines speziellen Profils
Das soll sich in Ratingen nicht wiederholen. An den bereits im vergangenen Jahr verlegten Schienen soll deshalb nachträglich ein spezielles Profil angebaut werden, das laut Planungsamt jedoch eine längere Lieferzeit habe.
Der Bauabschnitt zwischen Weststraße und Europaring werde voraussichtlich zwischen Ende Juni und Anfang Juli begrünt. Durch die neue Bauweise ergäben sich zudem Mehrkosten, die bisher nicht einkalkuliert gewesen waren.
Dazu will die Verwaltung „kurzfristig eine Beschlussvorlage erstellen.“ Im Abschnitt zwischen Europaring und Bahnüberführung könne nach Freigabe der Mittel ebenfalls das Rasengleis eingebaut werden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, will die Rheinbahn eine dünnere Erdschicht auf das Schotterbett aufbringen.
Rasengleis
In dem Gleiskörper entlang der Düsseldorfer Straße wird ein sogenanntes Rasengleis eingebaut. Dazu wird das Gleisbett mit einer Erde-Granulatmischung aufgefüllt und ein spezieller, langsam wachsender Rasen eingesät. Vorteil: Das grüne Gleis sieht nicht nur ansprechend aus, sondern wirkt auch lärmdämpfend. Nachteil: Die Wartung der Gleise ist aufwändiger, weil die Schienen nicht mehr frei einsehbar und zugänglich sind.
Kosten
Die Zusatzkosten von rund 70.000 Euro muss die Stadt Ratingen selbst tragen, dazu kommen die Kosten für Pflege und Unterhaltung, die noch nicht feststehen. Das Grünflächenamt geht davon aus, dass sechsmal im Jahr gemäht werden muss – aus Sicherheitsgründen in enger Absprache mit der Rheinbahn. An den Haltestellen gibt es übrigens kein Rasengleis: Die Wärmestrahlung der Züge würde das Gras dort verdorren lassen.
Haltestelle
Die Wartehäuschen werden durch moderne Glas-Stahl-Konstruktionen ersetzt, die von allen Seiten einsehbar sind.
Fahrgastinformation
Auf Anzeigetafeln werden die Fahrgäste aktuell über Wartezeiten und die nächsten ankommenden Züge informiert.