
Presseartikel aus dem
Ratinger Wochenblatt online vom 07. Februar 2013
Bürgermeister schwenkte nach hartnäckigem Widerstand die weiße Fahne
Die Tollitäten Alexander I. und Gaby III. übernahmen offiziell die Regentschaft über das Rathaus.
Im neunten Jahr ist der Mann jetzt Bürgermeister, aber offensichtlich kann oder will er immer noch nicht wahrhaben, dass er an einem bestimmten Tag im Jahr sein Rathaus zu räumen hat. Diesmal leistete Harald Birkenkamp beim Möhnensturm besonders hartnäckig Widerstand - vielleicht weil's das wohl letzte Mal vor dem Abriss war. Es nützte aber nichts: Um 11.14 Uhr ließ sich Birkenkamp die weiße Fahne reichen und gab auf.
Diesmal hatte sich der Bürgermeister - vermeintlich clever - am Fenster ganz links hinter den entlaubten Fassadenpflanzen verschanzt. Der eine oder andere Ball aus der Blau-Weiss-Kanone verfing sich im trockenen Geäst, während das Kinderprinzenpaar am Fenster nebenan die volle Ladung Plastikbälle abbekam. Aus dieser Deckung heraus konnte Birkenkamp noch eine Weile mit seinem Konfetti-Gewehr zurückfeuern. Erst als ihm Prinz Alexander I. besonders nachdrücklich klarmachte, dass er ab sofort drei Tage Urlaub habe, weil die Tollitäten die Regentschaft übernehmen, gab der Bürgermeister bei - nicht ohne die restlichen Taler aus der Stadtkasse unters Volk zu bringen.
Unterdessen trank sich auf dem Ratinger Marktplatz die Ratinger Jugend warm und fröhlich. Bei nasskalten zwei Grad musste man schon etwas unternehmen, um nicht auf dem Altstadtpflaster festzufrieren. Zumindest bis gegen Mittag knirschte es auch noch nicht allzu sehr unter den Füßen, wenn man die Partymeile überquerte. Die kleinen Fläschchen, die zuvor so schön dumpf in den vielen Rucksäcken geklimpert hatten, landeten, sobald sie leer waren, in erstaunlich großer Zahl tatsächlich in den bereitgestellten Mülltonnen.
Zwei Stunden später sah die Sache freilich anders aus. Da war der Marktplatz wieder übersät mit Scherben. Dabei waren die Stehtische mit eingebautem Müllbehälter, die der Jugendrat aufgestellt hatte, durchaus angenommen worden, wie Jugendvertreter nach der Veranstaltung resümierten. Überhaupt waren Stadt- und Polizeivertreter nicht unzufrieden mit dem ziemlich ruhigen Verlauf des Marktplatz-Happenings. Bis 14 Uhr musste die Polizei erst einen jungen Randalierer aus dem Verkehr ziehen, und die Malteser hatten mit 15 Behandlungen auch einen vergleichsweise ruhigen Weiberfastnachtvormittag. Die meisten mussten wegen alkoholbedingten Problemen behandelt werden, es gab nur zwei Schnittverletzungen. Besonders zufrieden war Michael Hansmeier vom Jugendamt darüber, dass der Altersdurchschnitt auf dem Marktplatz sichtbar höher gewesen sei als in den Vorjahren. Die jüngeren Jugendlichen haben sich offenbar damit begnügt, die Karnevalsdisco in der Stadthalle zu besuchen, für die 1800 Karten verkauft worden waren. Diese Veranstaltung wird immer beliebter - und wer zu viel getrunken hat, kommt nicht hinein. Ein gewichtiger Grund, sich vormittags nicht gar so sehr gehen zu lassen.
Bis zum Abend bekam die Polizei dann allerdings deutlich mehr zu tun. Acht junge Menschen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren wurden in der Ratinger Innenstadt in Gewahrsam genommen und später den Eltern übergeben. Sie standen deutlich unter Alkoholeinfluss und waren Platzverweisen nicht nachgekommen, teilweise waren sie auch in "Streitigkeiten oder Rangeleien" verwickelt. Grundsätzlich bilanzierte die Polizei aber auch im Nachhinein eine ungewöhnlich ruhige Weiberfastnacht.