Presseerklärung der Bürger-Union nach
Verabschiedung des Haushaltsplan 2008
Laut der RP vom 24.04.2008 hat der CDU-Fraktionsvorsitzende Ewald
Vielhaus unsere Fraktion wie folgt „attackiert“:
„Die BU und ihr Bürgermeister
Birkenkamp sind endgültig zum Mehrheitsbeschaffer der SPD geworden. Die
Ankündigung, dem Haushalt nicht zuzustimmen, erwies sich erwartungsgemäß als
Bluff“.
Gemeint war unsere Presseerklärung vom 09.04.2008 vor Verabschiedung des
Stadt-Etats.
I. Unsere Antworten zu Vielhaus
1. Stellenwiederbesetzung
„Leitung Museum“ sowie gleichzeitige zusätzliche
Einrichtung einer dortigen
Halbtagsstelle
Personalkostenmehraufwand
pro Jahr ca. 110.000,00 EUR
Mit Ausnahme der BU waren alle anderen Fraktionen mit den
vorerwähnten Personalmehrkosten einverstanden. Wir hatten verlangt, dass
zunächst einmal ein zukunftsorientiertes Konzept durch externe Berater
(teilweise unentgeltlich) erfolgt, bevor Personalentscheidungen mit erheblichen,
langjährigen Folgen für die Stadt getroffen werden.
Ergebnis:
Nach „Verhandlungen“ mit der SPD ist man uns dort gefolgt.
Zunächst soll ein Konzept erstellt werden. Unter Verzicht auf die
Halbtagsstelle Museum soll ab Anfang nächsten Jahres eine Personalentscheidung
„Leitung Museum“ getroffen werden. Selbstverständlich wird man hierbei das
externe Beratungsergebnis zu berücksichtigen haben.
2. Einrichtung von Halbtagsstellen
für Schulsozialarbeiter an zwei Grundschulen in Ratingen
Jahreskosten: 40.590,00 EUR
Mit der Verwaltung, insbesondere dem Schuldezernenten und
Vorsitzenden des CDU-Stadtverbandes, Rolf Steuwe, haben wir die Auffassung
vertreten, dass für diese Aufgabe ausschließlich das Land NRW zuständig ist.
Wie von Herrn Steuwe in der Ratssitzung mitgeteilt, wird dies vom Land
zwischenzeitlich auch erkannt und man bemüht sich, den von uns auch nicht
bestrittenen Bedarf zu decken. Mit Ausnahme der BU, auch in der Sorge, einen Präzedenzfall zu
schaffen, waren die übrigen Fraktionen anderer Meinung.
Wir konnten indes verhindern, dass die betreffenden
Halbtagsstellen im Stellenplan aufgenommen werden, sondern hiermit Dritte,
nämlich soziale Stellen, beauftragt werden. Dementsprechend entstehen der Stadt
Ratingen nicht auf Dauer weitere Personalkosten, sondern über sogenannte
Sachkosten lassen sich derartige Verträge so gestalten, dass sie jederzeit
abänderungsfähig sind.
3. Einrichtung einer
Ganztagsstelle als fünfte Stelle für das Dormagener Modell
Jahreskosten: ca. 48.000,00
EUR
Von der Verwaltung waren bereits vier Stellen in dem Stellenplan aufgenommen.
Ohne im Zusammenhang mit der Umsetzung dieses Vorhabens Erfahrungswerte zu haben,
um einen genauen Bedarf festzustellen, wurde durch einen Beschluss des
Jugendhilfeausschusses eine weitere Stelle „aufgesattelt“.
Auch hier war der CDU-Stadtverbandsvorsitzende anderer
Meinung, ohne dass „seine Fraktion“ ihm folgte und sich dem Antrag der BU anschloss,
zumindest zunächst einmal sich mit vier neuen Stellen zu bescheiden.
4. Antrag der CDU:
Schaffung von drei weiteren
Stellen für den Ordnungsdienst
Jahreskosten: 114.000,00
EUR
Mit Rücksicht auf einen bereits ausreichenden, von der Bevölkerung
positiv aufgenommenen Ordnungsdienst, haben wir uns gegen diesen populistischen
Antrag der CDU von Anfang an ausgesprochen.
Dem haben sich
glücklicherweise auch die übrigen Fraktionen in der Ratssitzung angeschlossen.
Zur Erinnerung: Die Errichtung eines Ordnungsdienstes gehörte im Übrigen zu unserem
Wahlprogramm.
5. Sportplatz Hösel
Die CDU hatte den Antrag gestellt, von einer Sanierung des vorerwähnten
Sportplatzes Abstand zu nehmen und eine neue Anlage anderweitig zu erstellen.
Auf Antrag der Bürger-Union wurde die sofortige Sanierung des Sportplatzes
Neuhaus beschlossen.
6. Bezirkssportanlage
Der BU und dem Bürgermeister ist es allein zu verdanken, dass
nach den letzten Wahlen, wie versprochen, bereits im Januar 2005 das dringend
notwendige Thema Bezirkssportanlage aufgegriffen wurde. Bürgermeister Harald
Birkenkamp hat sofort schwierige Verhandlungen mit Eigentümern, letztlich
jedoch erfolgreich, geführt. Zuvor interessierte die CDU-Mehrheitsfraktion eine
derartige Bezirksportanlage nicht, umso mehr will sie nunmehr diesen unverdienten
Erfolg pressewirksam auf sich lenken.
In einem ausführlich begründeten Antrag haben wir die
Notwendigkeit gesehen, auf dem neuen Gelände drei Fußballplätze für Vereine
und Schulsport errichten zu lassen. Auf Vorschlag der Verwaltung hatten sich
die anderen Parteien jedoch
entschieden, zwei Fußballplätze und einen Hockeyplatz zu erstellen. Dies
geschah, obwohl nachweisbar zurzeit kein aktueller Hockey-Bedarf besteht. Der
zuständige Dezernent Rolf Steuwe ist dann später auf die Idee verfallen, eine
größere Grundstücksfläche zunächst für die spätere Errichtung eines weiteren
Fußballfeldes vorzuhalten.
Gegen diesen Plan haben wir uns ausgesprochen. Unsere
Begründung, die im Übrigen von dem Entwurfsplaner Uhlenberg geteilt wird,
beruhte darauf, dass bei der vorhandenen Fläche eine sachgerechte, vernünftige
Sportanlage nicht erstellt werden kann, wenn mehr oder weniger „seelenlos“ vier
Plätze aneinander gereiht werden.
Anhand der vorliegenden Skizze war dies ohne Weiteres
einsichtig. Hinzu kam, dass das vorgesehene Haupt-Fußballfeld gegenüber der zu
erbauenden Tribüne keine Zuschauer zulässt. Ein derartiges Novum für einen
Fußballplatz mit Besuchern kann man nirgendwo finden. Diesen „planerischen
Schildbürgerstreich“ haben wir in Absprache mit der SPD in letzter Sekunde
noch verhindern können. Ansonsten wäre eine Anlage erstellt worden, die diesen
Namen nicht verdient. Bei alledem muss man bedenken, dass es hier
um ein Investitionsvolumen von fast 7 Mio. Euro geht.
6. Gebäude für griechische
Mitbürger
Die CDU und alle anderen Fraktionen waren bereit, wie auch von
der Verwaltung in den Haushaltsplan eingestellt, nach Abriss des vorhandenen
Gebäudes unter Einbeziehung von Planungskosten einen Errichtungsaufwand von
390.000,00 EUR zu beschließen. Wir haben dem widersprochen, nachdem von den 685
in Ratingen wohnenden Mitbürgern im Tagesdurchschnitt ca. 10 bis 15, überwiegend
dieselben Personen, das Zentrum benutzen. Zu guter Letzt hatte die Verwaltung
den Vorschlag unterbreitet, dass ein freistehendes Gebäude am Niederbecksweg kostenneutral
zur Verfügung gestellt wird. Dieser Umzug wurde von dem griechischen Verein
ebenso wie von allen anderen Fraktionen als unzumutbar abgelehnt, besonders
aus Entfernungsgründen.
Wiederum in „Vergleichsverhandlungen“ mit der SPD und unter
Einbeziehung des Baudezernenten Dr. Netzel wurde dann vor der späteren
Verabschiedung des Haushalts nachstehendes Ergebnis erzielt:
Es wird ein Gebäude in Holzstelzenbauweise einschließlich
Heizung, Sanitärinstallation und einer Wärmepumpe errichtet. Die Nutzfläche
wird auf 130 qm begrenzt. Der gesamte
Innenausbau ist durch Eigenleistung des griechischen Vereins zu erbringen.
Sämtliche Nebenkosten sind von dem Verein zu übernehmen.
Für den Leistungsbereich, der zu Lasten der Stadtkasse gehen
soll, können gesichert - so der Baudezernent Dr. Netzel - Kosten in Höhe von
1.000,00 EUR pro Quadratmeter entstehen. Anstelle der ursprünglich fast
400.000,00 EUR wären dann von den Steuerzahlern der Stadt Ratingen „lediglich“ 130.000,00
EUR zu übernehmen. Wenn im Haushalt ein Betrag von 200.000,00 EUR gleichwohl aufgenommen
wurde, so handelt es sich um einen Deckelungsbetrag, der nach den Angaben des
sachkundigen Baudezernenten unter keinen Umständen erreicht wird.
II. Unsere Schlussfolgerung
Die vorstehenden Angaben zeigen, dass im Gegensatz zur CDU die BU weder Mehrheitsbeschaffer der SPD
gewesen ist, geschweige denn ihre zuvor geäußerten Bedenken aufgegeben hat.
Nach Abschluss der Haushaltsberatung stellte sich für uns die
Frage, ob wir den Haushaltsplan ablehnen, soweit wir mit unseren Anträgen und
Vorschlägen nicht bzw. nicht vollständig durchgedrungen waren.
In einem Abwägungsprozess haben wir uns in Verantwortung für
die Stadt und seine Bürger entschieden, dem Haushaltsplan zuzustimmen. Wäre
dies nicht geschehen, hätte die Verwaltung, wie dies bei einer „Notgemeinde“
der Fall ist, nur noch gesetzliche Verpflichtungen erfüllen dürfen. Freiwillige
Leistungen sozialer, kultureller, sportlicher uns sonstiger Art hätten nicht
erbracht werden können. Leidtragend wären letztlich sämtliche Leistungsempfänger
gewesen, die mit zu erwartenden städtischen Mitteln bereits etatmäßig arbeiten.
Die CDU-Fraktion hätte rücksichtslos den Haushalt „vor die
Wand gefahren“, und zwar mit allen vorerwähnten Konsequenzen.
Dies ist umso merkwürdiger, als die CDU jeweils mit der SPD
die Punkte beschlossen hat, denen wir gegenüber begründet Bedenken geäußert
haben.
Der CDU ging es ausschließlich darum, nach der Devise „koste
was es wolle“, zu einer Senkung der Gewerbe- und Grundsteuer zu kommen. Laut Herrn
Vielhaus wäre sogar eine ganz
geringfügige Senkung der Hebesätze für ihn ausreichend gewesen, und zwar als „Signalwirkung“.
Angesichts dessen, dass bei den Hebesätzen für die Gewerbe- und Grundsteuer die
Stadt Ratingen im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden, insbesondere auch
im Kreise Mettmann, im unteren Bereich liegt, konnte er nicht einmal
beantworten, welchen Sinn eine „Signalwirkung“ haben soll.
Die Vorgehensweise der CDU-Fraktion, offenkundig von Herrn
Vielhaus diktiert, belegt, dass die CDU nach wie vor nicht fähig ist, Verantwortung
für die Stadt Ratingen zu übernehmen. Wir sind unverändert gehalten, und zwar
ohne jegliche Hilfestellung durch die CDU und gegen deren planloses Agieren, bürgerliche
Politik zu praktizieren. Dadurch macht sich die CDU immer mehr überflüssig.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Diehl
Fraktionsvorsitzender