
Karnevalsfete bei herrlichem Wetter auf dem Marktplatz mit politischen Andeutungen
Quelle: ES /
Ratinger WochenblattTeufel und schwarzer Magier
Da war der Widerstand längst gebrochen: Bürgermeister Harald Birkenkamp übergab den Rathausschlüssel an das Prinzenpaar Karl-Heinz IV. und Ingrid II. Foto: Egon Schuster Ratingen. Es war zwar ein wenig zäh, aber am Ende haben die Kanoniere von Blau-Weiß doch noch den einen oder anderen Ball ins Ziel gebracht. Das Ziel war in diesem Fall ein Fenster im ersten Stock des Bürgerhauses, aus dem ein teuflisch verkleideter Bürgermeister Harald Birkenkamp den Angreifern zunächst eine lange Nase drehte, dann aber doch ganz schnell die weiße Fahne hisste, als ihm die ersten Bälle um die Ohren flogen. Erstmals fand der „Rathaussturm“ am Altweibertag auf dem Marktplatz statt, weil das echte Rathaus zurzeit bekanntlich in einer Phase des Umbruchs ist. Herrliches Wetter, entsprechend gut gelaunte und fantasievoll gekleidete Narren jeden Alters, ein paar Lieder von Heinz Hülshoff – schon ist ein fein abgestimmter Karnevals-Cocktail fertig.
Bei der Schlüsselübergabe an das Prinzenpaar Karl-Heinz IV. und Ingrid II. reklamierte Birkenkamp dann den Sonnenschein für sich. „Haben wir so bestellt“, sagte er. Hat natürlich keiner geglaubt. Als ob man als Teufel Bestellungen bei Petrus abgeben könnte! Aber so sind sie halt, die Politiker. Hätte es geregnet, wären natürlich die Gegner von der QuiKo schuld gewesen.
Kandidat Klaus Pesch versuchte freilich auch, die Gunst der Stunde zu nutzen. Als es losging so gegen 11 Uhr, tauchte er an der blau-weißen Kanone auf und ließ sich darauf fotografieren. Rathaussturm, zwinker, zwinker! Alles klar?! Der Mann will ja Bürgermeister werden, also übte er schon mal für den 25. Mai. Aber da muss er noch einige Trainingseinheiten einlegen, wenn das was werden soll. Ein wenig verloren stand er neben der Kanone in seinem pechschwarzen Dress mit Frack und flachem Zylinder. Erst wusste man nicht recht, was er verkörpern sollte (Totengräber, Schornsteinfeger, irgendwie erinnerte er an Figuren aus den Romanen von Charles Dickens), aber dann fiel der Groschen: Klar, Pesch ging als Zauberer, als schwarzer Magier sozusagen. Doch auch seine Beschwörungsformeln nutzten zunächst nichts. Kläglich verhungerten die Bälle auf ihrem Flug zum Bürgermeisterfenster. Bis die Kanoniere ihre Waffe neu justierten und eine günstige Brise doch noch den einen oder anderen Treffer ermöglichte.
Drin im Bürgerhaus feierte derweil die politische Narrenschar. CDU-Fraktionschef Ewald Vielhaus versuchte als Polizist vergeblich, ein wenig für Recht und Ordnung zu sorgen, andere Uniformierte waren tatsächlich gar nicht verkleidet. Die Matrosen vom Patenboot „Wiesel“ haben’s gut, sie müssen nur ihre normale Dienstkluft anziehen, um als prima kostümiert durchzugehen. Dezernent Rolf Steuwe gab einen schneidigen Torero, die FDP-Fraktionsvorsitzende Hannelore Hanning verschanzte sich hinter einer knallroten Perücke, vielleicht als Zeichen der Zuneigung zu den neuen Freunden von der SPD. Hätte sie vielleicht nicht gemacht, wenn sie die Revoluzzer-Baskenmütze gesehen hätte, die SPD-Fraktionschef Christian Wiglow aufgesetzt hatte. Oder doch? Im Karneval geht irgendwie ja alles. Und in Ratingen ja , wie man inzwischen weiß, sogar außerhalb des Karnevals. es