1. Was werden Sie tun, um auch auf Grund der demografischen Entwicklung die Anliegen der älteren Gesellschaft aufzunehmen und mit ihr gemeinsam entsprechende Umsetzungsmöglichkeiten zu prüfen?Die Stadt Ratingen tut schon heute sehr viel, um den älteren Bürgerinnen und Bürgern ein Leben zu ermöglichen, das ihren Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht. Bei allen Maßnahmen, die im Gestaltungs¬raum unseres Rates und unserer Verwaltung liegen, werden die Bedürfnisse älterer, alter und behinderter Menschen sehr ernst genommen. Soweit möglich, werden diese in die Planung und Realisierung einbezogen, so z. B. beim Straßenbau, bei den Ampelanlagen, bei der Planung öf¬fentlicher und öffentlich zugänglicher Gebäude oder beim Internetauftritt unserer Stadtverwaltung. Ebenso werden die Knotenpunkte unseres guten sozialen Netzes gestärkt und ergänzende Dienste auf- und ausgebaut. Bei all diesen Angeboten steht im Vordergrund, durch ein langes Leben in den eigenen vier Wänden die Lebensqualität zu erhalten und auch zu steigern.
Der Seniorenrat ist das zentrale Gremium der Stadt, um Wünsche, Anregungen und Anliegen der Seniorinnen und Senioren zu beraten und gemeinsam mit der Verwaltung zu realisieren. Sobald das Dezernenten-Kollegium vollständig ist (was ich bisher vergeblich vom Rat gefordert hatte), werde ich meinen Sozialdezernenten beauftragen, regelmäßig an den Sitzungen des Seniorenrates teilzunehmen und dem Verwaltungsvorstand die wesentlichen Beratungsergebnisse vorzutragen. Es wird mein Bestreben sein, diese Ergebnisse umzusetzen.
2. Wie werden Sie die Älteren an der Ausgestaltung unserer Stadt beteiligen?
Die Älteren in Ratingen sind sehr gut in der Lage, sich Gehör zu verschaffen. Seit über 30 Jahren vertritt z.B. der Seniorenrat als freiwilliges Gremium des Rates die Interessen der älteren Generation in allen Bereichen gegenüber dem Rat der Stadt, seinen Ausschüssen und der Stadt¬verwaltung. Dieses Gremium ist allgemein respektiert und hat schon in der Vergangenheit wichtige Impulse gegeben. Ich werde mich wie schon bisher dafür einsetzen, dass der Rat Anregungen und Wünsche des Seniorenrates umsetzt.
Ich werde aber auch Seniorinnen und Senioren direkt an Entwicklungen beteiligen, die diese Generation betreffen. So kann ich mir vorstellen, dass im Zuge der Planungen von Projekten zum Betreuten Wohnen, wie etwa an der alten Feuerwache, die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger eingeholt werden.
3. Welche Schritte unternehmen Sie, damit in den Wohnquartieren, neben der Barrierefreiheit, die entsprechenden Einrichtungen (Grundversorgung / Ärzte / Apotheken) vorhanden sind, um so ein möglichst langes ortsansässiges Leben zu gewährleisten ?
Grundsätzlich ist Ratingen in der glücklichen Lage, über eine gute ärztliche Versorgung und auch über eine gute Grundversorgung zu verfügen. Kommen mir Missstände zu Ohren, habe ich bereits in der Vergangenheit die mir möglichen Mittel z.B. im Bereich Wirtschaftsförderung genutzt, um Versorgungslücken zu schließen.
Wir schaffen aber selbstverständlich schon heute die planungsrechtlichen Voraussetzungen, um eine gute Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Ich halte es für wichtig mittelfristig in allen Stadtteilen Bauprojekte voranzutreiben, die ein betreutes Wohnen ermöglichen und eine altersgerechte Infrastruktur bieten. Ich werde daher den neuen Baudezernenten und mögliche Investoren fortwährend veranlassen, dies sicherzustellen. Grundlage hierfür ist zum Beispiel das bereits vorhandene Einzelhandelskonzept für die Stadt Ratingen.
4. Werden Sie in den Quartieren die Entwicklung kleiner Mittelpunkttreffs und Pflegeinseln vorantreiben?
Die über das ganze Stadtgebiet verteilten sechs städtischen Seniorentreffs und die Treffs anderer Träger sind schon heute attraktive Begegnungsstätten für die ältere Generation. Als Bürgermeister werde ich mich weiter für deren Erhalt und für den Ausbau des Angebotes einsetzen.
Wichtig ist es zudem, bei den Planungen für ein betreutes Wohnen Möglichkeiten der Begegnung und Voraussetzungen für eine bedarfsgerechte Pflege zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind geeignete Räume in städtischen Immobilien gezielt für diese Zwecke zu nutzen.
5. Was werden Sie unternehmen, um durch die Schaffung preiswerten Wohnraumes der steigenden Kinder- und Altersarmut entgegenzuwirken?
Die Wohnungsgenossenschaft Ratingen, die LEG und andere Wohnungsgesellschaften halten bereits heute ein bezahlbares Angebot an Wohnungen in Ratingen vor. Trotzdem ist das insgesamt hohe Preisniveau auf dem hiesigen Immobilienmarkt natürlich ein Problem für einkommensschwache Haushalte. Daher stellt sich die Stadt Ratingen auch vehement gegen die Pläne der Bezirksregierung über den neuen Regionalplan, die Ausweisung neuer Wohngebiete aber auch neuer Gewerbegebiete einzuschränken. Es ist meine feste Überzeugung, dass sich nur mit einer vorausschauenden Schließung von Lücken im Siedlungsbau eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt erreichen lässt.
Ein geeignetes Objekt für den Neubau bezahlbaren Wohnraums für Jung und Alt ist der Grundstückskomplex der ehemaligen Feuerwache an der Lintorfer Straße. Ich werde mich für eine baldige Realisierung einsetzen und sehe dieses Projekt als einen beispielhaften Anfang an, dem weitere Projekte folgen werden.
6. Reicht nach Ihrer Ansicht der bestehende ÖPNV aus oder sehen Sie hier weitere Entwicklungen, um so die Mobilität von jung und alt zu fördern?
Generell verfügt Ratingen über ein ausgefeiltes und gutes ÖPNV-Netz, das natürlich nie alle Wünsche 100%-ig erfüllen kann. Wenn sich Verbesserungsmöglichkeiten ergeben, setze ich mich natürlich ein – so z.B. bei der Takt-Verdichtung der Linie 759 zum Flughafen, bei der Anbindung der Ortsbuslinie 19 an die Tiefenbroicher Siedlung oder auch bei der Ausweitung der Discolinie, die sich bei der feiernden Jugend als ein attraktives, sicheres und preisgünstiges Angebot etabliert hat.
Aktuell läuft die Fortschreibung des 2. Nahverkehrsplans für den Kreis Mettmann. Grundsätzlich wird darin prognostiziert, dass die ältere Bevölkerung zwar mobiler, aber auch autoorientierter wird. Und dennoch rechnet man in den nächsten Jahren mit einem steigenden Anteil an Senioren, was eine Anpassung des ÖPNV-Angebotes mit sich zieht (z.B. mehr Mobilitätsbedarf an Vormittagen und insbesondere Barrierefreiheit).
7. Wo sehen Sie weitere Ausbaumöglichkeiten?
Beim ÖPNV sehe ich die Notwendigkeit einer besseren Taktung bei der S-Bahn sowie im Busverkehr und eines besseren Angebotes am späten Abend. Es muss gewährleistet sein, dass auch die Älteren nach einem Theater- oder Kneipenbesuch zuverlässig und sicher nach Hause kommen.
In Sicht ist der barrierefreie Ausbau des Düsseldorfer Platzes im Zusammenhang mit der Neugestaltung des gesamten Areals inklusive Anbindung an die Wehrhahnlinie nach Düsseldorf. Hier wird bereits im Jahr 2015 ein komfortables, alten- und behindertengerechtes Ein-, Aus- und Umsteigen ermöglicht. Ich bin sicher, dass der Düsseldorfer Platz als Vorzeigeprojekt wegweisend für weitere Planungen sein wird.
Und auch der Bahnhof Hösel wird bald barrierefrei, nachdem sich die Stadt hartnäckig beim VRR und der Deutschen Bahn dafür eingesetzt hat.
8. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um eine aktive Seniorenarbeit in den Bereichen Sport und Bewegung, Kultur und Bildung?
Ratingen ist eine Sportstadt und bietet ein breites und ansprechendes Angebot in den Bereichen Kultur und Bildung. Das Vereinsleben in diesen Bereichen wird von der Stadt finanziell unterstützt. Das muss nach meiner Auffassung so bleiben. Die Ratinger Volkshochschule und die Marketinggesellschaft sollen darüber hinaus den Vereine mit Rat und Tat zur Seite stehen.
In den letzten Jahren haben sich unsere rund 100 Sportvereine, die Volkshochschule und allein unsere sechs städtischen Seniorentreffs vermehrt auf die Belange älterer Menschen eingestellt. Ich finde aber wichtig, in diesen Bereichen stärker Angebote zu schaffen, die Jüngere und Ältere gleichermaßen ansprechen. Dort gibt es viele gemeinsame Interessen und die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen können sich kennen und schätzen lernen und von einander profitieren.
9. Ehrenamtliche Tätigkeiten werden immer stärker nachgefragt. Welche Anstrengungen werden Sie unternehmen, um für das Ehrenamt zu werben und wie werden Sie es fördern?
Ehrenamt wird in Ratingen groß geschrieben – gerade in den vergangenen Jahren war ich als Bürgermeister eng eingebunden und durfte tolle Entwicklungen miterleben: So gibt es seit 2006 unter meiner Schirmherrschaft die „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“, seit 2009 werden engagierte Ratinger mit der Ehrenamtskarte NRW ausgezeichnet - bis heute sind es über 650 Karteninhaber! -, unsere Sozialvereine und Verbände sind sehr rege tätig, wir haben eine aktive Freiwilligenbörse und seit 2012 auch die Bürgerstiftung „DumeklemmerStiftung“.
All diese Aktivitäten unterstütze ich aus voller Überzeugung. Ich werde daher auch weiter aktiv Bürgerinnen und Bürger ansprechen, eifrig für das Ehrenamt werben und die Voraussetzungen für ein generationenübergreifendes ehrenamtliches Engagement schaffen.
10. Welche Maßnahmen planen Sie, um ein besseres Miteinander zwischen der einheimischen und der zugewanderten Bevölkerung, insbesondere bei jung und alt, zu erreichen?
Über 25.000 Ratingerinnen und Ratinger haben einen Migrationshintergrund. Integration hat daher in Ratingen bereits seit Jahren einen hohen Stellenwert.
Das einstimmig vom Stadtrat beschlossene Integrationskonzept für die Stadt Ratingen mit dem Titel „Potentiale – Wege – Chancen“ beinhaltet Leitziele, verdeutlicht Grundhaltungen und versteht sich im Sinne eines dynamischen Integrationsprozesses als einen Rahmen, in dem die Ziele und Maßnahmen laufend überprüft und der Lebenswirklichkeit angepasst werden müssen. Dieses Konzept ist für mich Handlungsmaxime bei der Weiterentwicklung des Dialogs der verschiedenen Bevölkerungsgruppen.
Die Tatsache, dass insgesamt gesehen der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung kontinuierlich abnimmt, wohingegen der Anteil junger Menschen mit Migrationshintergrund ansteigt, ist für mich Ansporn, das Miteinander Älterer und Jüngerer zu fördern. Dies kann durch gezielte Veranstaltungen, aber auch durch die Einbindung von Schulen und Migrantenvereinen erfolgen.
Die Stadt Ratingen hat dem Sozialdienst Katholischer Frauen und der Diakonie einen umfangreichen Gebäudekomplex an der Graf-Adolf-Straße und am Stadionring zur Verfügung gestellt. Damit wird Sozialarbeit zugunsten von Jungen und Älteren und unabhängig von Weltanschauung und Herkunft ermöglicht. Und dies ist nur ein Beispiel von vielen, das zeigt, welche guten Strukturen in Ratingen existieren.
Ich werde mich auch nach meiner Wiederwahl für ein gutes Zusammenleben aller Ratingerinnen und Ratinger einsetzen. Jeder soll sich in Ratingen wohlfühlen.