
Herrn
Klaus Konrad Pesch
Minoritenstr. 2 - 6
40878 Ratingen
10.09.21
Antrag zur Vorbereitung der anstehenden Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung
Beratungsfolge SchulA, HAFA, RatSehr geehrter Herr Pesch,
die Fraktion der Bürger-Union Ratingen stellt folgenden Antrag:
Die Verwaltung wird gebeten, im Zuge der Erstellung der anstehenden Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes der Stadt Ratingen bereits im Vorfeld die Möglichkeiten zur Verbesserung der Schulstandorte zu prüfen und dem Fachausschuss mittels einer Vorlage zur weiteren Beratung vorzulegen. Gegenstand der Prüfung sollte auch die Möglichkeiten und die Voraussetzungen zur Errichtung einer zweiten Gesamtschule in Ratingen-Mitte sein.
Begründung:Seit Jahren wird der Schulentwicklungsplan für die weiterführenden Schulen fortgeschrieben, ohne die individuellen Veränderungen unserer Gesellschaft zu berücksichtigen. Die bisher in Ratingen praktizierte, allein anlassbezogene Schulpolitik muss auf eine strukturelle und zukunftsbezogene Schulpolitik umgestellt werden. Die Struktur der Schullandschaft in Ratingen muss zukunftssicher gemacht werden. Es ist bereits jetzt erforderlich, die Schulkonzepte für die nächste Generation Schüler ab 2030 zu diskutieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten.
Der Status Quo ist folgender:
Der Schulstandort in Ratingen-West ist überproportional gewachsen und lässt räumlich keine weiteren Gestaltungsmöglichkeiten zu. Die Gesamtschule überschreitet die Grenzen ihres Fassungs- und Leistungsvermögens. Ein Angebot für Schüler mit einer Hauptschulempfehlung ist nur noch in der Gesamtschule möglich. Die Realschule in Ratingen-Mitte bekommt die gewünschten Anmeldezahlen nicht realisiert. In Lintorf stammt die Raumverteilung der einzelnen Schulen noch aus den Anfangszeiten und es wird seit Jahren ein neues Raumkonzept versprochen, jedoch nicht umgesetzt. Der Auszug der Erwachsenenbildung ist geplant ohne Konkretisierung! Das Innenstadtgymnasium wird kurzfristig fertiggestellt und sollte in den kommenden Jahren als „Leuchtturmprojekt“ über die Stadtgrenzen hinweg „erstrahlen“.
Die Fraktion der Bürger-Union ist der Auffassung, dass der Schulstandort in Lintorf mit Gymnasium und einer Dependance der Realschule unangetastet bleiben muss. Den Realschulstandort in Lintorf gilt es auszubauen, ggf. auch mit dem Ziel eines selbständigen Realschulstandortes, wie er vor Jahren vorhanden war. Mit den Planungen zur Reaktivierung der Westbahn und den weiteren Wohnbauvorhaben in Lintorf (Vodafone-Campus) und Breitscheid (Neue Mitte) wird die Einwohnerzahl in diesen Stadtteilen drastisch steigen und somit muss auch die Kapazität an diesem Schulstandort gesteigert werden.
Sowohl Ratingen-West als auch Ratingen-Mitte (zumindest für die Breitscheider Kinder) sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur unzureichend erreichbar. Das Gymnasium in Lintorf erfreut sich seit Jahren sehr stabiler Eingangszahlen. Das Raumkonzept im Lintorfer Schulzentrum gilt es jedoch insgesamt neu zu gestalten.
Die Fraktion der Bürger-Union ist auch bereit, sich mit Überlegungen zur angedachten Errichtung einer zweiten Gesamtschule in Ratingen zu befassen, wobei aus den zuvor genannten Gründen ein Standort in Lintorf abgelehnt wird. Angesichts der Tatsache, dass die Schulform sich bei Eltern und Schülerinnen und Schülern großer Beliebtheit erfreut und unsere bislang einzige Gesamtschule, die Martin-Luther-King-Gesamtschule Ratingen, bereits seit Jahren an ihre Kapazitätsgrenzen stößt, erscheint es geboten, im Rahmen der Novellierung des Schulentwicklungsplanes auch dieses Thema mit aufzunehmen. Dies auch gerade vor dem Hintergrund des mangelhaften Angebotes für Schüler/innen mit Hauptschulempfehlung, zumal der Ratsbeschluss aus 2018 zum §132c Schulgesetz NRW nie zur Umsetzung gekommen ist.
Die Fraktion Bürger-Union sieht die Machbarkeit einer zweiten Gesamtschule, ggf. in Kooperation mit der Martin Luther King Schule in West. Dies hätte den Vorteil, dass man die Oberstufe ausreichend besetzen und gleichzeitig die „Schulformwechsel“ in den unteren Jahrgängen vernünftig auffangen kann.
Die stark eingeschränkte Raumkapazität am Schulstandort West sollte kurzfristig durch die geplanten Baumaßnahmen gelindert werden, perspektivisch müssen wir es schaf-fen, dass die Anmeldezahlen sich konsolidieren, denn ein weiteres Wachstum an diesem Standort ist nicht mehr realisierbar. Durch die oben skizierten Maßnahmen steigert sich die Attraktivität der anderen Schulstandorte und in Ratingen-West entlastet es die Situation.
Die Fraktion der Bürger-Union freut sich auf einen Gedankenaustausch im Rahmen der Beratungen und ist gerne bereit, auch über weitere Ideen der Verwaltung oder der Fraktionen zu diskutieren. Ziel aller Überlegungen muss die zukunftssichere Gestaltung der Ratinger Schullandschaft auch für die nächste Generation sein.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Vogt Angela Diehl
Fraktionsvorsitzender 1. stellvertr. Fraktionsvors.