
Herrn Bürgermeister
Klaus Konrad Pesch
Eutelis-Platz 3
40878 Ratingen
16. November 2016
Bebauungsplan M 398 "An der Lilie"/Sportplatz Talstraße
Vorlage 117/2016
TOP 5 BezA Mitte 23.11.16 und Folgeausschüsse Sehr geehrter Herr Pesch,
zeitgleich mit der Freigabe der lange erwarteten Vorlage zur Sportentwicklungsplanung 211/2015 haben Sie die im Betreff genannte Vorlage zur Beratung in den Gremien freigegeben. Mit dieser Vorlage schlagen Sie die Aufstellung eines Bebauungsplanes vor, der eine Ansiedlung von ca. 60 - 70 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern und Einfamilienhäusern in Reihenbauweise vorsieht. Die Gebäude sollen mit II-III Vollgeschossen zuzüglich Dachgeschoss konzipiert werden.
Der Sportplatz soll nach Ihrer Vorstellung demzufolge - mit Ausnahme einer marginalen Nutzung für den Schulsport - komplett bebaut werden. Dies steht im offenkundigen Widerspruch zu den erarbeiteten Zielen und Handlungsempfehlungen im Abschlussbericht des wissenschaftlichen Institutes IKPS, die auf fundierten Daten aus den verschiedenen Bedarfsermittlungen und lokalen Expertenwissen folgendes Resümee gezogen haben:
1. Es soll in Ratingen in jedem Stadtteil ein frei zugängliches, vielseitig nutzbares Freizeitspielfeld für Kinder und Jugendliche vorhanden sein.
2. Die Versorgung und Veröffentlichung von Wegen für Sport und Bewegung soll auf dem vorhandenen hohen Niveau beibehalten und punktuell verbessert werden.
3. Die vorhandenen Sportaußenanlagen sollen bei Bedarf im Bestand saniert werden und v. a. eine qualitative Aufwertung erfahren.
Weiter wird empfohlen:
- Der Erhalt, Sanierung und freizeitsportliche Gestaltung des Sportplatzes an der Talstraße
Ihr Vorstoß wird von unserer Fraktion im höchsten Maße beanstandet. Wir können uns hier auf unseren Antrag vom 7.11.2016 zum Sportentwicklungsplan beziehen und bemängeln, dass die Handlungsempfehlungen des Abschlussberichtes von Ihnen nicht nur ignoriert werden, sondern noch darüber hinaus im Widerspruch zu den Empfehlungen stehen.
Wir fragen uns, aus welchem Grund mit Steuergeldern ein Gutachten in Auftrag gegeben, Expertise eingekauft wurde, noch dazu viele Institutionen, Bürgerinnen und Bürger befragt wurden, sich viele Sachkundige zeitintensiv in der Arbeitsgruppe eingebracht haben, wenn die Ergebnisse dann keine Berücksichtigung finden.
Wir können uns insoweit auch ergänzend auf die Stellungnahme des Herrn Dr. Sondermann vom 26.10.2016 beziehen, der, stellvertretend für die Anwohner am Sportplatz Talstraße, Sie bittet, die Planungen zu revidieren. Zu Recht wird der Erhalt des Sportplatzes in Übereinstimmung mit dem Sportentwicklungsplan gefordert und außerdem darauf hingewiesen, dass sich die vorgeschlagene Bebauung in keiner Weise in die vorhandene Bebauung (1,5 Geschosse, Einfamilienhäuser) einfügt. Auch teilen wir die dort vertretene Auffassung, dass die Verkehrssituation An der Lilie die geplante Bebauung nicht zulässt.
Die Fraktion der Bürger-Union unterstützt aus den genannten Gründen das Anliegen der Anwohner und wird in den Ausschüssen gegen die Beschlussvorschläge der Verwaltung stimmen. Wir appellieren an die anderen Fraktionen, die für unseren Antrag zur Erstellung des Sportentwicklungsplanes im Stadtrat gestimmt haben. Lassen Sie Ihren Worten/Ihrem Abstimmungsverhalten Taten folgen, verhalten Sie sich konsequent, nehmen Sie die Handlungsempfehlungen ernst und setzen Sie diese gemeinsam mit uns um!
Die Stadt Ratingen sollte dem Beispiel Düsseldorfs folgen. Dort wird zur Kenntnis genommen, dass zwei Drittel der sportlichen Düsseldorfer außerhalb von Vereinen und Fitnessstudios aktiv sind. Deshalb wird die Stadt Düsseldorf bis 2025 in jedem Stadtbezirk eine Fläche schaffen, auf der verschiedene Sportarten aller Altersgruppen praktiziert werden können. Es wird dort zur Kenntnis genommen, dass sich das Sportverhalten grundlegend verändern wird. Früher standen Leistung und Wettkampf im Vordergrund, heute sind es Spaß, Gesundheit und das Naturerlebnis.
Die Düsseldorfer Verwaltung hat im Gegensatz zur Ratinger Verwaltung die Konsequenz gezogen und ein Programm entwickelt, mit dem in jedem Stadtbezirk eine Fläche entstehen soll, auf der für Jedermann Sport angeboten wird. Genau dies könnte und sollte auch auf dem Sportplatz Talstraße, und nicht nur dort, verwirklicht werden. Das wäre im Sinne der Anwohner und Bürger dieser Stadt und nicht die von der Verwaltung vorgeschlagene vollständige Bebauung. Sportfreiräume für Bürger in den Stadtteilen, generationsübergreifend, so stellen wir uns eine perspektivische und bürgernahe Stadtentwicklung in Ratingen vor!
Mit freundlichen Grüßen
Angela Diehl Rainer Vogt Detlev Czoske
1. stellv. Fraktionsvorsitzende Ratsmitglied Ratsmitglied