
Herrn Bürgermeister
Harald Birkenkamp
Rathaus
Minoritenstraße 2-6
40878 Ratingen
19. Juni 2013
Integrative Lerngruppen an der Käthe-Kollwitz-Schule – Dependance Lintorf
Mitteilungsvorlage 161/2013 – TOP 4 im Schule am 26.06.2013
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Birkenkamp,
auf unseren Antrag vom 10.04.2013, mit dem wir darum gebeten haben, die
sächlichen und räumlichen Voraussetzungen für die dauerhafte Einrichtung einer
Integrativen Lerngruppe in der Käthe-Kollwitz-Realschule in Lintorf zu schaffen, hat die Verwaltung mit der im Betreff genannten Vorlage reagiert. Aus der Vorlage folgt, dass die Schulverwaltung mit Ausnahme der Schaffung des geforderten,
gesonderten Förderraums, keine Veranlassung für weitere Maßnahmen sieht.
Begründet wird dies zum einen damit, dass weder die Elsa-Brandström-Schule, noch die Martin-Luther-King-Gesamtschule, an denen Integrative Lerngruppen eingerichtet seien, über weitere besondere Ausstattungen zur Beschulung der Förderkinder verfügen. Im Übrigen wären laut Entwurf des 9. Schulrechtsänderungsgesetzes keine besonderen sächlichen
Vorkehrungen für die Beschulung von Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung sowie Sprache zu treffen.
Diese Begründungen überzeugen nicht.
Die beiden genannten Schulen sind mit der Käthe-Kollwitz Dependance in Lintorf nicht zu vergleichen. Die Elsa-Brandström Hauptschule wird mangels ausreichender Schülerzahl aufgelöst, es wird mithin dort nicht wie in Lintorf dauerhaft Integrative Lerngruppen geben. In der Martin-Luther-King-Gesamtschule in West gibt es zwar eine Integrative Lerngruppe, mangels räumlicher Möglichkeiten wird es
im neuen Schuljahr keine weitere Integrative Lerngruppe geben können. Wir haben im Stadtrat mit der Einrichtung der Integrativen Gruppe eine auf Nachhaltigkeit gerichtete Maßnahme beschlossen, in Lintorf sollen es dauerhaft Integrative Gruppen geben. Gute Rahmenbedingungen sind hierfür unverzichtbar.
Überhaupt nicht nachvollziehbar ist es, zur Begründung der ablehnenden Haltung auf den Entwurf des 9. Schulrechtsänderungsgesetzes zu verweisen. Unabhängig davon, dass es sich um einen Entwurf, mithin noch nicht um die endgültige Gesetzesfassung, handelt, wird der Entwurf zu Recht von vielen Seiten kritisiert. Wir haben daher mit Antrag vom 22.05.13 in den Rat eine Resolution eingebracht, mit dem Ziel, die rot-grüne Landesregierung dazu zu bewegen, das Gesetz in wesentlichen Punkten zu überarbeiten und nachzubessern. Auch der Städte- und Gemeindebund NRW sieht in dem Entwurf eine Gefährdung der eigentlich von den Kommunen gewollten Inklusion. In der jüngsten Pressemitteilung vom 05.06.13 dazu heißt es richtigerweise, dass für ein gemeinsames Lernen von Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen eine Vielzahl von Veränderungen an den Schulen, mehr und andere Lehr- und Hilfsmittel, zusätzliche Räume sowie Personal zwingend notwendig sind. Vieles davon ist im Gesetzesentwurf nicht berücksichtigt. Wir folgen auch dem Rechtsgutachten des Kölner Staatsrechtlers Prof. Wolfram Höfling, der – wie auch der Städte- und Gemeindebund - den Entwurf aufgrund des Verstoßes gegen das Konnexitätsprinzip als verfassungswidrig ansieht. Dass die Verwaltung auf der Grundlage dieses von allen Seiten kritisierten Gesetzesentwurfes argumentiert, ist für uns absolut unverständlich.
Soweit bekannt, hat der Leiter der Käthe-Kollwitz Realschule, Herr Dr. Ekkehard
Witthoff, eine mit der Sonderpädagogin abgestimmte Bedarfsliste erstellt. Wir
bitten
um Prüfung, ob nicht zumindest die dort aufgeführte Ausstattung und Gegenstände
(Kostenrahmen rd. 5.000,00 €), wenn auch sukzessive oder aus vorhandenem
Bestand, zur Verfügung gestellt werden können. Wir wollen damit keine „lex
Lintorf“ schaffen und insbesondere auch keine andere Schule, die dieselben
Voraussetzungen erfüllt, benachteiligen. Wenn wir das Thema Inklusion jedoch ernst nehmen, sollten wir die Schulen, die sich dieser neuen Herausforderung mit viel Engagement stellen, in dem erforderlichen Rahmen unterstützen.
Mit freundlichen Grüßen
Angela Diehl
1.stellvertr. Fraktionsvorsitzende