
Herrn Bürgermeister
Harald Birkenkamp
Rathaus
Minoritenstraße 2-6
40878 Ratingen
24. März 2011
Werner-Heisenberg-Realschule in Lintorf
Sondersitzung Schulausschuss
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Birkenkamp,
in der heutigen Sitzung des Stadtrates hat der Schuldezernent Rolf Steuwe unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen der Verwaltung“ die Ratsmitglieder darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Bezirksregierung in der Dienstbesprechung am Morgen, an der auch der Schuldezernent teilgenommen hat, das „Aus“ für die Werner-Heisenberg-Realschule in Lintorf verkündet hat. Hintergrund ist der Umstand, dass sich nur 30 Viertklässler für das kommende Schuljahr 2011/2012 angemeldet hatten. Für die erforderliche Zweizügigkeit hätte es jedoch 52 Anmeldungen bedurft, so die Vorgaben der Bezirksregierung. Die Bezirksregierung, so Herr Steuwe, erwarte, dass der Stadtrat die sukzessive Auflösung der Schule beschließt. Dem wollen wir uns nicht „kampflos“ beugen.
Das „Aus“ der Realschule in Lintorf hat weit reichende Folgen für die gesamte Schullandschaft in Ratingen. Die angemeldeten Schüler der Werner-Heisenberg-Schule müssen auf andere Realschulen verteilt werden. Dort den erforderlichen Platz zu schaffen, dürfte ein Problem werden. Eine Rücksprache mit dem Schulleiter, Herrn Wolfgang Schoch, ergab, dass nur die Eingangsklasse zurzeit ein Problem ist. Die darüber liegenden Jahrgänge „profitieren“ von den Abgängern des Gymnasiums, die nach einer gewissen Erprobungszeit feststellen, dass sie doch nicht die geeignete Schulform gewählt haben. In der Jahrgangsstufe 8 gab es beispielsweise vor drei Jahren 61 Schülerinnen und Schüler, zurzeit sind es 95 Kinder. Bei Bekanntwerden der beabsichtigten Schließung werden diese Abgänger sicher ausbleiben, da offen ist, wie lange sich die Schule noch „halten“ kann.
Der Einbruch bei den Anmeldungen lässt sich u.a. darauf zurückführen, dass nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr die neue rot-grüne Landesregierung den Elternwillen der Grundschulkinder wieder als maßgeblich für die Schulwahl angesehen hat. Unter der CDU-Regierung hatte die Empfehlung der Schule bindenden Charakter. Die geänderten Vorgaben hatten zwangsläufig zur Folge, dass die Anmeldungen bei den Gymnasien gestiegen und bei den Realschulen gesunken sind.
Die katholische Liebfrauenschule konnte den Einbruch nur dadurch verhindern, dass die Schule im laufenden Anmeldungsverfahren (!) die Genehmigung des Erzbistums Köln eingeholt hat, die ihr gestattete, die Zahl der evangelischen Schülerinnen von 10 % auf 30 % zu erhöhen. Anstatt 60 Schülerinnen meldeten sich anschließend 79 Schülerinnen an. Es dürfte sicher sein, dass ohne diese Ausnahmeregelung, einige der evangelischen Schülerinnen die Werner-Heisenberg Realschule gewählt hätten. Die Schule hätte dann zumindest eine Anmeldezahl von 40 erreicht und über Lenkungsmaßnahmen West/Mitte dann auch die von der Bezirksregierung geforderte Anzahl.
Wir sind der Auffassung, dass nichts unversucht bleiben sollte, um die Schule zu retten. Dies nicht nur im Sinne aller Ratinger Realschulen, sondern auch im Sinne des Lintorfer Stadtteils, in dem bei mehr als 15.000 Einwohnern den Schülern neben dem Kopernikus-Gymnasium auch eine Realschule angeboten werden sollte. Die Werner-Heisenberg Schule, die von vielen Eltern und Schülern bewusst auch wegen ihres Standorts in Lintorf gewählt wurde, muss erhalten bleiben. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!!!
Wir bitten, unverzüglich eine
Sondersitzung des Schulausschusses
anzuberaumen und zu dieser Sitzung den Schulleiter der Werner-Heisenberg Schule, Herrn Wolfgang Schoch einzuladen. In der Sondersitzung bitten wir die Verwaltung darzulegen, ob und ggf. welche Möglichkeiten bestehen, die Werner-Heisenberg-Realschule vor der Schließung zu bewahren. Ggf. sollte um eine weitere Ausnahmegenehmigung bei der Bezirksregierung nachgesucht werden.
Eine nachrangige Frage, die sich uns bei einer eventuellen Schließung aufdrängt, ist, wie sich die Verwaltung die weitere Nutzung der Räumlichkeiten im Lintorfer Schulzentrum vorstellt, nachdem dann dort, nach der Schließung der Heinrich-Heine-Hauptschule, nur noch das Kopernikus-Gymnasium beheimatet wäre.
Mit freundlichen Grüßen
Angela Diehl Stefan Willmann
2. stellvertr. Fraktionsvorsitzende Vorsitzender des Schulausschusses
Ratsmitglied Ratsmitglied