Unseren Newsletter vom 29. April 2008 zum Thema Bezirkssportanlage finden Sie hier
Vorlage 247/2007
Neubau einer Bezirkssportanlage
Sehr geehrter Herr Birkenkamp,
der Rat der Stadt Ratingen hat am 19.12.2006 mehrheitlich - gegen die Stimmen der Bürger-Union - beschlossen, eine Sportanlage in Ratingen-Mitte zu bauen, die neben zwei Fußballplätzen einen auch für Hockey nutzbaren Kunstrasenplatz vorsah. Die Bürger-Union hatte bereits zum damaligen Zeitpunkt Bedenken gegen die geplante duale Nutzung geäußert, da zwei Fußballplätze nicht den vorhandenen, erst recht nicht den zu erwartenden Bedarf decken. Außerdem war eine Kollision von Fußball- und Hockeyinteressenten (Thematik Verantwortlichkeit / Gastronomie) zu befürchten. Die neue Beschlussvorlage gibt keine Veranlassung, diesen Standpunkt aufzugeben.
Auch der Inhalt der Beschlussvorlage 247/2007 basiert auf den Überlegungen der Verwaltung, dass es für eine Sportanlage notwendig sei, neben Fußballplätzen einen Hockeyplatz zu errichten. Aus der Vorlage selbst ergibt sich diese Notwendigkeit nicht, das Gegenteil ist vielmehr der Fall.
Die Hockeyabteilung des TV Ratingen hat ausweislich ihrer eigenen Information nur 46 aktive Mitglieder, davon 36 Kinder und Jugendliche sowie 8 Erwachsene (s. Anlage 9 der Vorlage). In der nur drei Monate andauernden Spielzeit des Feldhockeys nehmen zurzeit nur die B- und C-Knaben, also
· 2 Jugendmannschaften
am aktiven Spielbetrieb des Hockeyverbandes teil.
Demgegenüber hat die Ratinger Spielvereinigung nach ihren eigenen Angaben (s. Anlage 10) zurzeit 429 aktive Mitglieder, davon 317 Kinder und Jugendliche sowie 112 Erwachsene. In der laufenden Spielzeit, die über das gesamte Jahr, mit Ausnahme der etwa jeweils 4-wöchigen Sommer- bzw. Winterpausen, ausgetragen wird, ist Ratingen 04/19 mit
· 4 Herrenmannschaften
· 2 Mädchenmannschaften
· 18 Jugendmannschaften,
also insgesamt 24 Mannschaften im Spielbetrieb der verschiedenen Ligen aktiv. Die erste Mannschaft trainiert zurzeit auf drei Sportanlagen. Im Sommer und wenn das Wetter es zulässt, wird im Stadion trainiert. Eine Nutzung des Stadions im Winter oder bei schlechtem Wetter kommt aufgrund des schlechten Zustands des dortigen Rasens (ungenügende Drainage) nicht in Betracht. Zumeist wird entweder in Ratingen-West oder in Angermund trainiert. Die Meisterschaftsspiele werden im Stadion durchgeführt, müssen jedoch oft aufgrund der Wettersituation verlegt werden. Eine Ausweichmöglichkeit besteht nicht. Die übrigen Mannschaften trainieren oder spielen zurzeit auf 4 Sportanlagen (Friedrich-Mohn-Straße, Talstraße, Schwarzbachstraße und Auf der Aue). Der Verein musste eine Aufnahmesperre für fußballinteressierte Kinder verhängen, da der Bedarf nicht gedeckt werden kann.
Nach Angabe der Vereinsführung wird die Ratinger Spielvereinigung in den kommenden Jahren zwar ihr Hauptaugenmerk auf die Fortführung der leistungsorientierten Jugendarbeit mit dem Ziel, dass möglichst viele Teams mindestens in der Niederrheinliga spielen, setzen. Jedoch wird sie auch den Aufstieg in die eingleisige NRW-Liga im Seniorenbereich (jetzige Oberliga, in der RSV bereits gespielt hat) durchaus in den nächsten 2 bis 3 Jahren realisieren können.
Zum Zeitpunkt der Beratung der Vorlage 272/2006 war nicht bekannt, dass neben der Ratinger Spielvereinigung auch der 1. FFC Ratingen (Frauenfussball) als Nutzer der neuen Sportanlage in Ratingen-Mitte in Betracht kommt, so dass sich der Bedarf an Fußballplätzen damit erhöht. Der 1.FFC Ratingen, der vor 3 Jahren gegründet wurde und zurzeit unter katastrophalen Bedingen auf der Sportanlage an der Schwarzbachstrasse beheimatet ist, hat bei ständig wachsender Mitgliederzahl über mehr als 100 aktive Mitglieder, von denen 80 im Jugendbereich und 20 im Erwachsenenbereich in einer Frauenmannschaft und drei Mädchenmannschaften spielen. In der kommenden Saison 2008/2009 ist zusätzlich die Meldung einer U11 Mädchenmannschaft und die Meldung einer 2. Frauenmannschaft geplant, so dass dann
· 2 Frauenmannschaften
· 4 Mädchenmannschaften
eine neue Heimat benötigen. Nicht zuletzt angesichts der anstehenden Fußballfrauenweltmeisterschaft, die im Jahr 2011 in Deutschland stattfindet, ist davon auszugehen, dass der Verein wächst. Sportlich ist aufgrund der jetzigen Leistungsstärke damit zu rechnen, dass in den nächsten 3 bis 4 Jahren der 1. FFC Ratingen im professionellen Bereich des Frauenfußballs spielt.
Als weiterer Nutzer der Sportanlage wird der LOF (Leistungsoffensive Fußball) eine Rolle spielen. Mit dieser Gruppierung hat der Stadtsportverein der Stadt Ratingen seit 4 Jahren einen neuen Weg eingeschlagen. Der LOF ist zurzeit mit 2 Teams am Start und wird ab dem Sommer 2008 mit
· 3 Auswahlteams (U14 / U15 / U16)
im Trainingsbetrieb, mit Testspielen und Turnieren aktiv sein.
Ziehen der 1. FFC Ratingen und die Ratinger Spielvereinigung Germania 04/19 sowie die LOF des SSV Ratingen zur neuen Sportanlage werden dort etwa 470 aktive Kinder und Jugendliche sowie etwa 160 Erwachsene in
· 21 männlichen Jugendmannschaften
· 6 weiblichen Jugendmannschaften
· 4 Herrenmannschaften
· 2 Frauenmannschaften,
also mithin mindestens 33 Teams dem Trainings- und Spielbetrieb nachgehen. Hierfür werden mindestes drei vollwertige Fußballfelder benötigt.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Anlage auch für den Schulsport genutzt werden soll, wobei der Bedarf hier nur im Fußballbereich liegt. Hockey spielt, nicht auch zuletzt wegen der teuren Ausrüstung, im Schulsport keine Rolle.
Die Anlage soll nicht nur Ratingen 04/19, sondern auch dem 1 FFC Ratingen und der LOF des SSV Ratingen eine neue Heimat bieten und wird damit aufgrund der Nutzung durch eine Vielzahl von Mannschaften und Breitensportlern sowie Schülern ihrem Namen als Bezirkssportanlage mehr als gerecht.
In der Vorlage 272/2006 war ursprünglich ein Multifunktionsplatz vorgesehen, jetzt soll sogar ein reiner Hockeyplatz geschaffen werden. Der Vorrang wurde in 1. Linie den Hockeyinteressenten eingeräumt, ein Fußballspielen wäre auf diesem Platz nur für den Jugendtrainingsbereich möglich. Der dritte Platz kann mithin nur äußerst eingeschränkt von den Fußballern genutzt werden, ist praktisch damit für die Fußballer ohne größeren Wert.
Es soll vielmehr ein Hockeyplatz errichtet werden, der für das höchste Niveau (Profibereich) geeignet ist. Die Schlussfolgerung der Verwaltung, es „sei aus alledem (?) abzuleiten“ (S.9 der Vorlage), dass ein für Hockey geeigneter Kunstrasen sehr wohl für Fußball genutzt werden kann, umgekehrt aber nicht, ist nicht schlüssig. Dies ergibt sich insbesondere auch nicht aus dem Schreiben des Deutschen Hockeybundes (Anlage 7). Bezeichnenderweise wurde zur Frage der Nutzbarkeit des Platzes nur der Deutsche Hockeybund gefragt und nicht der Fußballbund. Dass der Hockeybund die Interessen der Hockeyspieler in den Vordergrund stellt, dürfte auf der Hand liegen.
Zusammenfassend:
Für den Spielbetrieb von 470 im Verein organisierten fußballspielenden Kindern, Jugendlichen und 160 Erwachsenen werden nach der Variante A zwei Fußballplätze geplant; für 36 Kinder und 8 Erwachsene in der maximal drei Monate laufenden Hockeysaison jedoch ein vollwertiger Hockeyplatz, geeignet für Profispiele. Dass hier die Relation nicht stimmt, liegt auf der Hand. Es soll eine bislang auf weiteres nicht vorhandene Elitesportart auf Kosten der Steuerzahler vorfinanziert werden.
Zurzeit besteht kein Bedarf für einen vollwertigen Hockeyplatz. Hockey ist und bleibt eine Randsportart, Fußball ist die Sportart Nr. 1 in Deutschland. Hierfür lohnt es sich zu investieren. Die Förderung der Hockeyabteilung des TV Ratingen widerspricht zudem dem Sportstättenentwicklungsplan, der einen Neubau einer Hockeyanlage vor der Abarbeitung der Prioritätenliste (Homberg/Breitscheid etc.) nicht vorsieht. Priorität sollten die vorhandenen Vereine haben, die seit Jahren auf verbesserte Bedingungen warten. Um eine gerechte Verteilung der vorhandenen Mittel für die Vereine zu erreichen, wurde der Sportstättenentwicklungsplan ins Leben gerufen. Ziel war es, zu verhindern, dass - wie in der Vergangenheit geschehen - die Gelder auf Zuruf verteilt werden, sondern nach Bedarf die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden.
Die im Fachausschuss bereits beschlossene Sportanlage in West (Vorlage 382/2007) sieht für beide Plätze, sogar auf dem Kleinfeld, Bewässerungsanlagen vor. Berücksichtigt wurde, dass die DIN- Norm V18035 eine Bewässerungsanlage verlangt. Bei intensiver Sonneneinstrahlung kann es im Sommer zu Temperaturen von mehr als 60 Grad auf der Oberfläche kommen. Zudem benötigt die Verfüllung auch eine Grundfeuchtigkeit, da anderenfalls eine wesentlich schnellere Abnutzung der Plätze die Folge sein kann. Ohne Bewässerungsanlage müssten die Plätze manuell mit einer Gießkanne oder mit einem Feuerwehrschlauch bewässert werden, dies entspricht kaum dem heutigen Stand der Technik.
Die Variante B der Vorlage wird abgelehnt. Zwar sieht diese Variante neben einem vollwertigen Hockeyplatz die Errichtung von drei Fußballplätzen vor. Die Bebauung ist jedoch viel zu eng, durch die geplanten Abzäunungen („Käfige“) wirkt sie wie ein Gefängnis. Es werden zu wenig Umkleideräume und Sozialräume geplant (12 Umkleiden für 18 Mannschaften). Rot-Weiß Lintorf verfügt nur über zwei Plätze und hat eine Erweiterung von 4 auf 8 Kabinen als erforderlich gesehen. Wie können dann für 4 Plätze 12 Kabinen ausreichend sein? In den Kabinen soll eine Doppelbelegung stattfinden, geplant werden offensichtlich - wie in einem Schwimmbad - Schließfächer. Dies entspricht dem Standard aus den 70er Jahren und ist in keinem Fall mehr zeitgemäß. Die Kabinen dienen nicht nur zum Umziehen, sondern auch für Mannschaftsbesprechungen sowie den Konzentrationsphasen vor dem Spiel, den Ruhephasen in der Halbzeit und den Erholungsphasen nach dem Spiel, sie werden darüber hinaus auch zum Massieren genutzt.
Die Bürger-Union stellt zur Vorlage 247/2007 folgende Anträge:
1. Die Planung der Sportanlage soll dem Bedarf der Nutzergruppen angepasst werden. Ziel ist die Errichtung von drei Großspielfelder Fußball, von denen ein Feld als Hauptplatz konzipiert wird. Bei der Planung ist entsprechend der DIN V 18035 eine Bewässerungsanlage der Plätze zu berücksichtigen.
2. Die Errichtung eines Hockeyplatzes wird nach Beratung in den Sportstättenentwicklungsplan aufgenommen, wenn ein entsprechender Bedarf vorhanden und festgestellt worden ist.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Diehl Detlev Czoske
Fraktionsvorsitzender Mitglied des Sportausschusses