Zu den 92 Städten, die bislang vom
Amt für rheinische Landeskunde (ARL) des Landschaftsverbands Rheinland im
Rheinischen Städteatlas mit einer eigenen Publikation bedacht worden sind,
gehört jetzt auch Ratingen. Im Rahmen einer Feierstunde, die das Amt für Kultur
und Tourismus im Rathaus-Foyer organisiert hatte, erfolgte am Montag, 27.
Oktober 2008, die Übergabe des Städteatlas` durch Dr. Eckhard Bolenz, Leiter der
Rheinischen Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland, an Ratingens
Bürgermeister Harald Birkenkamp.
Mit der Übergabe des Atlas` war zugleich die Eröffnung der Ausstellung zu
„Ratingen im Rheinischen Städteatlas“ verbunden. Diese Präsentation aus 15
Schautafeln, für die Dr. Helmut Rönz vom Amt für rheinische Landeskunde zusammen
mit den Mitarbeitern Björn Thomann (Text) und Esther Weiss (Karten)
verantwortlich zeichnet, ist bis zum 30. November im Rathaus-Foyer zu sehen.
Neben einem allgemeinen Teil zum Städteatlas liegt der Schwerpunkt auf der
Darstellung Ratingens im Städteatlas.
Der Rheinische Städteatlas – Autorin ist Dr. Elfi Pracht-Jörns - ist ein
historisch-topographisches Grundlagenwerk zur Geschichte der rheinischen Städte.
Nach einem weit gefassten Stadtbegriff werden darin neben den seit dem
Mittelalter voll entwickelten Städten auch solche Orte berücksichtigt, die in
späterer Zeit zur Stadt erhoben wurden oder die seit der französischen Zeit 1798
den Stadt-Status verloren haben. Auch Ratingen gehört zu den insgesamt 186
Städten und gefreiten Orten.
Ein Foto hierzu finden Sie unter
Partei/BilderRatingen, das seit der 1. Hälfte des 9. Jahrhunderts schriftlich bezeugt ist
und 1165 erstmalig als „villa“ bezeichnet wird, gewann schnell eine
zentralörtliche Bedeutung. Dafür sprechen die Existenz einer Kirche im 8./9.
Jahrhundert und die Bildung der Pfarre um 1150. Bereits vor der Stadterhebung
kam Ratingen mit der Duisburg-Kaiserswerther Grafschaft an die Grafen von Berg.
Mit der Stadterhebung 1276 verfolgte Graf Adolf V. von Berg eine machtpolitische
und militärische Absicherung seines Territoriums gegen das Erzstift Köln. Noch
im 13. Jahrhundert wurde die neue Stadt befestigt. Im 14. und 15. Jahrhundert -
der Blütezeit der Stadt - wurde die Befestigung erweitert und besaß schließlich
vier Tore und 16 Türme.
Die Stadt wurde vom Landesherrn großzügig privilegiert. Die erste
Stadterweiterung durch die Anlage von drei Vordörfern wird bereits im 14.
Jahrhundert erfolgt sein. Um 1300 wurde in Ratingen eine der ältesten gotischen
Hallenkirchen im Rheinland vollendet. 1338 werden das Rathaus und das Weinhaus,
1362 der Marktplatz, das Grüthaus, Niederlassungen der Bettelorden, ein
Beginenkonvent und das Gasthaus erwähnt.
Außerhalb der Stadtbefestigung entstand ein ausgedehntes überörtliches
Wegenetz, das den Aufschwung eines differenzierten und zeitweise international
konkurrenzfähigen Gewerbes (Schmiedehandwerk, v.a. Waffen- und
Scherenproduktion) begünstigte. Seit 1362 sind in Ratingen zahlreiche Zünfte und
Bruderschaften belegt.
Die kriegerischen Auseinandersetzungen im 16. und 17. Jahrhundert führten zum
wirtschaftlichen und politischen Niedergang der Stadt. Ratingen wurde und blieb
bis zum Ende des XIX. Jahrhunderts ein Ackerbürgerstädtchen im Schatten der
Residenzstadt Düsseldorf. Zwar gründete Johann Gottfried Brügelmann 1783/84 mit
der mechanischen Baumwollspinnerei die „erste Fabrik“ auf dem Kontinent; doch
der wahre wirtschaftliche Aufschwung kam für Ratingen erst mit dem Bau der
Eisenbahnen seit 1846, die eine Verbindung zum Rheinland und Ruhrgebiet schufen.
In der Folgezeit siedelten sich zahlreiche Unternehmen, vor allem des Metall
verarbeitenden Gewerbes, in Ratingen an (Dürr-Werke, Rheinische
Spiegelglasfabrik, Deutsche Lastautomobilfabrik, Keramag, Calor-Emag). 1856
wurde Ratingen die Rheinische Städteordnung verliehen.
Ein wichtiger Entwicklungsschub für Ratingen in der Nachkriegszeit ist mit
dem Bau der Großsiedlung Ratingen-West verbunden. Der Stadt Ratingen ist es in
den letzten Jahrzehnten gelungen, sich als Wohn- und Wirtschaftsstandort
gegenüber der Großstadt Düsseldorf zu profilieren; zahlreiche Firmen des
Dienstleistungs- und IT-Bereichs haben sich in Ratingen angesiedelt.
Die Geschichte Ratingens wird im Rheinischen Städteatlas auf 32
großformatigen Seiten dargestellt. In Stichworten werden Daten zur
Siedlungsgeschichte, Topographie, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, zur
Kirchen- und Schulgeschichte sowie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte
aufgeführt. Dieser Textteil wird durch einen Kartenteil ergänzt, in dem
besonders die Edition des Urkatasters von 1839 zu erwähnen ist. Weitere
historische Karten, Pläne und Ansichten runden diesen Teil der Edition ab.
Der Städteatlas ist ab sofort im Buchhandel für 24,50 Euro erhältlich.